Berichte

"Zum Fressen schön" oder "Zu schön zum Fressen"?

Es war gerade mal nach Neujahr und noch recht kalt, als wir im Internet auf eine Anzeige stießen, wo eine kleine Schlange als Futterschlange verkauft wurde. Wir hakten nach und fragten warum das Tier als Futterschlange verkauft wurde.

"Keine Zeit dafür", war die einfache Antwort. Dieser Grund rechtfertigte nicht gerade ein Schlangenbaby auf diese Art und Weise loszuwerden. Wir erkundigten uns weiter und die Besitzerin erklärte sich einverstanden, dass wir das Tier für die Weiterpflege übernahmen. Allerdings lag der Zielort in Nord-Bayern.

Also packten wir unsere Sachen und fuhren über 300 km nach Norden. Als wir dort ankamen, war die Besitzerin gerade nicht zuhause, aber ihre Familie, die uns zum entsprechenden Terrarium führte. Das Schlangenbaby war gerade mal ca. 30 cm lang und hatte eine schöne Hautfärbung. Man sagte uns, es wäre eine Mischung aus einer Kornnatter und einer Königsnatter, eine Mischlingsschlange, auch bekannt als "Jungle Corn". Das Tier aus dem Terrarium herauszunehmen, war zum Glück kein großes Problem, obwohl ich zur Vorsicht Handschuh anzog, da dass Tier bissig sein sollte. Das Baby war zwar recht flippig, aber es fauchte weder noch biss es mich. Wir legten es in eine Transportbox und fuhren wieder nach Hause.

Kumiko kurz nach ihrer Ankunft

Zuhause bezüngelte und erkundete das Schlangenbaby zunächst ihre neue Umgebung genau und benahm sich anfangs recht nervös. Dennoch hatten wir bis heute keinen Biss von ihr kassiert. Es gab sogar Momente, wo sie recht ruhig in der Hand lag. Sogar mit dem Füttern gab es nie Probleme. Wir tauften das Tier "Kumiko", was soviel wie "schönes Kind" bedeutet. Das Tier ist inzwischen über 2 Jahre alt und entwickelt sich super, wobei es schon vor über einem Jahr hätten tot sein sollen...

Heute ist "Kumiko" ein gesundes, neugieriges Schlangenkind, auch wenn sie oft ihren eigenen Dickkopf hat.


Das kleine Sorgenkind

Nicht immer werden frischgeschlüpfte Kornnattern wegen ihrer unverkäuflichen Färbung als Futter verkauft. Viele verkaufen Kornnatter-Babys auch für diesen Zweck, wenn sie nach der Geburt nicht fressen wollen. Die Gründe dazu sind vielfältig und nicht immer klar zu beantworten. Manchmal kann kein Grund gefunden werden. Einige Tiere gehen einfach schlicht nicht an tote sondern nur an lebendige Mäuse ran. Doch selbst wenn die Tiere völlig gesund sind, so können auch genetisch bedingte Störungen eine Rolle spielen. Auch wir mussten hier und da den einen Verlust beklagen, wenn ein Schlangenbaby trotz Futtergabe und tierärztlicher Behandlung nie an Gewicht zunahm und verstarb. Allerdings gibt es auch mal eines das Glück hat. Eines davon war "Viktoria".

Sie kam zusammen mit einigen anderen ungewollten Tieren zu uns. Einige von ihnen frassen gut, aber drei verweigerten die Nahrung, obwohl sie keine Anzeichen einer Krankheit aufwiesen. Die nächsten Monate wurden sie in regelmäßigen Abständen mit Mäusefleischbrei mit einer Futtersprizte gefüttert. Dennoch verstarben zwei Tiere, obwohl sie regelmäßig gefüttert wurden. Auch Viktoria sah an manchen Tagen aus, als würde sie es nicht mehr schaffen. Aber sie nahm zum Glück nicht ab. Es folgte ein halbes Jahr, ein Jahr. Als wir schon dachten, sie müsste noch ewig mit Mäusebrei gefüttert werden, gab es nach über einem Jahr eine Überraschung, als wir sie wie so oft im Monat in eine Heimchendose mit einer aufgetauten Maus setzten. Diese Methode kann manchmal effektiv für futterverweigernde Schlangen sein. Und bei ihr hatte diese Methode jeden Monat nicht funktioniert. Doch als wir nach einer Nacht die Dose wieder öffneten war die Maus verschwunden und die Verdickung in Viktorias Bauch verriet, dass sie endlich selbständig gefressen hatte. Es folgten weitere Fütterungen dieser Art und schließlich nahm sie die Maus sogar aus der Pinzette. Mittlerweile ist die Fütterung mit ihr kein Problem mehr und frisst wie alle anderen freiwillig und schnappt sofort zu, was zuvor nicht bei ihr denkbar gewesen wäre.

Mehrere Monate lang musste Viktoria mit der Futterspritze aufgezogen werden bis sie endlich von selbst ihre erste Maus frass.

Nach über einem Jahr ist das Fressen für Viktoria kein Problem mehr und schnappt sofort nach dem Futtertier.